- Satzlehre
- Zwei
Partizipialkonstruktionen: Participium coniunctum und Ablativus
absolutus
- Jedes Partizip muss als Adjektiv ein Nomen
als Bezugswort haben (zu dem es sich attributiv
oder prädikativ verhält).
- Es ist eine sinnvolle Methode, das Partizip
und sein Bezugswort (entsprechend der
Satzgliedsfunktion des Bezugswortes) zunächst zu
unterstreichen. Damit ist klar, wer das Subjekt
der Partizipialaussage ist. Für beide
folgende Beispielsätze ergibt sich somit: die
Feinde sind besiegt.
- Außerdem ist es sinnvoll, alle Satzglieder,
die von dem Partizip abhängen (hier das Adverbiale
des Urhebers), in einer Klammer mit dem Partizip zusammenzufassen.
Damit ist klar: Die Feinde sind von den
Römern besiegt (worden).
- Hostes a Romanis
victi discesserunt. - Die von den Römern besiegten
Feinde zogen ab.
Nachdem die Feinde von den Römern besiegt waren, zogen
sie ab.
- Das Bezugswort steht außerhalb der Klammer,
wenn es zugleich noch eine beliebige Satzgliedfunktion
im Gesamtsatz hat. Hier ist es Subjekt zu discesserunt.
In diesen Fällen spricht man von einem "verbundenen
Partizip" ("participium coniunctum")
- Die Frage nach dem Partizip lautet bei attributivem
Verständnis: "Was für Feinde zogen ab? Antwort: "die von den Römern
besiegten".
- Die Frage nach dem Partizip lautet bei prädikativem
Verständnis: "Als was für
welche (in welchem Zustand)
zogen die Feinde ab? Antwort: "als von den
Römern besiegte".
- Hostibus a Romanis
victis laetitia erat.
Nachdem die Feinde von den Römern besiegt waren, herrschte
Freude.
- Das Bezugswort steht innerhalb der Klammer, wenn es
für sich allein keine Satzgliedfunktion im Gesamtsatz
hat, also von ihm "losgelöst"
("absolut") ist. Der Satz "Hostibus...
laetitia erat." ergäbe nicht den gewünschten
Sinn.
- Satzgliedfunktion gewinnt "hostibus" erst
in Verbindung mit dem Partizip "victis". Beides
zusammen ergibt eine im Ablativ stehende satzwertige
Umstandsbestimmung zu dem Restsatz: Große Freude
herrschte unter dem Umstand (Grund, Zeit),
dass die Feinde von den Römern besiegt
worden sind, also: weil (als) die Feinde
von den Römern besiegt waren.
- In diesen Fällen spricht man von einem "Ablativ
mit Partizip" ("ablativus absolutus")
- Die Übersetzungsarten des Partizips (Merkwort: WRUBS):
- Wörtlich: Die von den Römern besiegten Feinde zogen ab. (Nur beim participium coniunctum möglich).
- Relativsatz:
Die Feinde, die von den Römern besiegt
worden waren, zogen ab. (Nur beim participium
coniunctum und bei attributivem Verständnis möglich).
- Unterordnung (durch NS): Nachdem (Weil) die Feinde von den Römern
besiegt waren, zogen sie ab. (Bei prädikativem
Verständnis möglich).
- Beiordnung (durch HS): Die Feinde waren von den Römern
besiegt, (und) dann [(und)
deswegen] zogen sie ab. (Bei prädikativem
Verständnis möglich; die Partizipialkonstruktion
wird zum ersten der beiden Hauptsätze).
- Substantiv
mit Präposition: Die Feinde zogen nach
(wegen) dem Sieg der Römer [nach (wegen) ihrer
Niederlage durch die Römer] ab. (Bei prädikativem
Verständnis möglich).
Beispiel |
|
Das Bezugswort
"hostibus" ist Dativobjekt zu succurrit:
"a Romanis victis" ist also ein participium
coniunctum. Das Sinnverhältnis der Partizipialkonstruktion
zum Restsatz ist konzessiv (oder je nach Zusammenhang
auch temporal oder kausal) zu verstehen: |
Wörtlich
(attrib.): |
Niemand eilte den von
den Römern besiegten Feinden
zu Hilfe. |
Wörtlich
(prädik.): |
Niemand eilte den Feinden als
von den Römern besiegten zu
Hilfe. |
Relativsatz: |
Niemand eilte den Feinden, die
von den Römern
besiegt worden waren, zu Hilfe. |
Unterordnung: |
Niemand eilte den Feinden, obwohl
(nachdem, weil) sie von
den Römern besiegt worden waren, zu Hilfe. |
Beiordnung: |
Die Feinde waren von
den Römern besiegt worden;
(und) trotzdem (dann, deswegen) eilte ihnen niemand
zu Hilfe. |
Substantiv
mit Präposition: |
Niemand eilte den Feinden trotz
(nach, wegen) ihrer Niederlage durch die Römer zu Hilfe. |
|
|
|
|
- Eine Verbesserung der Übersetzung bedeutet es,
das Passiv ins Aktiv umzuwandeln.
- Die sinntragenden Wörter (Konjunktionen, Präpositionen)
für die drei letzten Übersetzungsarten (UBS):
|
Unterordnende
Konjunktion (U) |
sinnneutral |
--- |
1. temporal (temp) |
als; nachdem; sobald |
2. kausal (kaus) |
weil; da |
3. modal (mod) |
indem; dadurch, dass; wobei (neg.: ohne
zu) |
4. konzessiv (konz) |
obgleich; obwohl; wenn auch; auch wenn |
5. adversativ (adv) |
während (dagegen) |
6. konditional (kond) |
wenn; falls |
|
Beiordnende
Konjunktion (B) |
sinneutral |
und (kopulativ) |
1. temporal (temp) |
dann; danach |
2. kausal (kaus) |
deswegen; deshalb |
3. modal (mod) |
(und) so; dadurch, dabei |
4. konzessiv (konz) |
(und) dennoch; gleichwohl; trotzdem;
doch |
5. adversativ (adv) |
aber; dagegen |
6. konditional (kond) |
sonst (so nicht) |
|
Präposition beim Substantiv (S) |
sinneutral |
--- |
1. temporal (temp) |
nach |
2. kausal (kaus) |
wegen; infolge; aus |
3. modal (mod) |
mit; bei; unter; (neg.: ohne) |
4. konzessiv (konz) |
trotz; ungeachtet |
5. adversativ (adv) |
(im Gegensatz zu) |
6. konditional (kond) |
(im Falle...) |
|
|
- Cimbri et Teutoni novas sedes toto orbe terrarum quaerebant.
Die Kimbern und Teutonen suchten auf dem ganzen Erdkreis
neue Wohnsitze.
- Bei Ortsangaben auf die Frage "wo" kann
die Präposition "in" fehlen, wenn das
Substantiv "locus" oder das Attribut "totus" verwendet wird.
- Cimbri et Teutoni
miserunt legatos, qui agros poscerent. - Die Kimbern schickten
Gesandte, die Ackerland fordern sollten.
- Im Normalfall steht das Prädikat der Relativsätze
im Indikativ.
- Der Konjunktiv steht, wenn der Relativsatz adverbialen
Charakter (final, konsekutiv, kausal, konzessiv)
annimmt.
- Hier ist der Relativsatz final zu verstehen: "qui
poscerent = ut poscerent."
- Ex arboribus se suspenderunt. - Sie hängten sich
an den Bäumen auf.
- Bei einigen Verben wie "pendere,
suspendere" fragt der Lateiner nach
der Ortsangabe "woher?",
der Deutsche "wo?".
|